Vier Jahre Lebenszeit geparkt.

Steht heut in der Zeitung, dass die 1100 jesidischen Frauen und Kinder, die Baden-Württemberg im Rahmen eines Sonderkontingents aufgenommen hat, ihren Aufenthaltsstatus um zwei Jahre verlängert bekommen. Das ist ja erst mal eine gute Nachricht.

 

Ich frage mich trotzdem, wie es im Leben einer Person aussieht, die zwei Jahre in einer Ausnahmesituation zubringt, in der sie nicht weiß, wie es für sie weitergeht. In der sie nicht weiß, wie es für ihre Kinder weitergehen kann. In der sie Adaptionsmechanismen entwickelt, weil sie sich in einem fremden Land befindet, mit einer fremden Sprache. In der sie furchtbare Erlebnisse zu verarbeiten hat. In der sie kulturelle Techniken kennenlernt, wie etwa therapeutische Betreuung (Gottseidank), die in ihrer Heimat in der gleichen Form vermutlich nicht zur Verfügung stehen. Wie fühlt sich ein auf zwei Jahre befristeter Aufenthaltsstatus an? Sagt man dann zur dreizehnjährigen Tochter: Jetzt gehst du erst mal hier zwei Jahre zur Schule und dann schauen wir mal, entweder machst du Realschulabschluss und dann müssen wir wahrscheinlich zurück. Vielleicht kannst du ja einen irakischen Warlord heiraten. Aber vielleicht läuft es ja gut, dann kannst du vielleicht Abi machen und studieren. Mal sehen.

 

Und dann hört man, man wird um zwei Jahre verlängert. Super, nochmal zwei Jahre! In zwei Jahren haben wir den Genitiv auf jeden Fall verstanden.

 

Was macht eine Person mit so einer Ansage? Sie ist natürlich erst mal froh, klar. Aber dann? Das sind ja Frauen mit Kindern? Ich frage mich, wird beim Betrachten des Flüchtlingsstatus oder der Asylberechtigung das Geschlecht berücksichtigt? Müsste man Frauen und Kinder nicht auf jeden Fall beschützen? Was sie auf ihrem Weg hierher erleben, kann ich mir gar nicht vorstellen. Weshalb scheint diese Frage keine Rolle zu spielen?