Neulich bin ich im Internet auf eine
Umfrage zur Quotenregelung gestoßen.
Die, die gegen die Quote waren, waren nicht nur gegen
die Quote, sie haben den anderen Leuten, die die Quote befürworteten, Pest, Cholera sowie Vergewaltigungen
gewünscht.
Naja, man kennt das.
Am besten klickt man es weg.
Deppen wird es immer geben und so fort.
Um den Deppen ab und zu etwas entgegen zu setzen,
bin ich bei #ichbinhier.
Wenn es mein inneres Setting hergibt,
versuche ich gegen zuhalten, argumentiere geduldig,
antworte höflich, bleibe sachlich.
Aber wenn du dem Teufel begegnest, veränderst nicht du den Teufel, sondern der Teufel verändert dich.
Daher brauche ich danach immer
ein paar Tage Pause, um meinen
inneren Frieden wieder herzustellen.
Aber zur Quote will ich dennoch was sagen.
Ein beliebtes Argument gegen die Quotenregelung ist,
dass doch der oder die Fähigste für eine bestimmte Aufgabe
die Aufgabe bekommen sollte
- und das sei unabhängig vom Geschlecht.
Neulich las ich im Guardian, der japanische Minister für Internetsicherheit habe noch niemals einen Computer benutzt.
Für sowas hat man seine Leute.
Helmut Kohl, vielleicht erinnert ihr euch,
er war Bundeskanzlerin vor Angela Merkel,
der hat ja immer mal wieder seine Minister rollieren lassen.
Gestern noch Justizminister, heute Auswärtiges Amt.
Grad noch Chef im Finanzministerium, zack,
heute Verteidigungsminister.
Gestern Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit – wusch, Raumordnung, Bauwesen, Städtebau.
Da gab‘s ein paar Wochen oder Tage eine Einführung
und dann lief das.
Joschka Fischer hat (laut Wikipedia) die Schule
vor der zehnten Klasse verlassen, eine Ausbildung
zum Fotografen abgebrochen und war unter anderem
Taxifahrer und Buchhändler und eines Tages ...bämm!...Außenminister.
Seehofer war zum Beispiel schon Gesundheitsminister,
später Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, heuer endlich Heimathorst.
So eine Karriere muss man erst mal hinlegen.
Es war eine Frau, die 1988 durchgesetzt hat,
dass eine Ministerin Ministerin heißt und nicht Minister:
Ministerin Ursula Lehr (CDU), die in den späten 80ern Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit wurde. Sie war Professorin für Pädagogik, Psychologie und Gerontologie. Also, wenn das nicht kompetent war, weiß ich nicht.
Jens Spahn ist Bankkaufmann und hat einen Master für Politikwissenschaften. Naja. Kompetenz scheint mir nicht das entscheidende Argument zu sein.
Wichtig aber scheint mir die Perspektive.
Ein Mann hat eine andere Perspektive als eine Frau.
Ein Vater mit einem echt guten Job in der ziemlich
total weit (ab-)gehobenen Mittelschicht hat eine
andere Perspektive als eine allein erziehende Mutter,
die trotz Vollzeitjob Hartz IV beziehen muss und
deren Kindergeld komplett für die Betreuung drauf geht.
Die immer noch überwiegend von Männern
besetzten Lehrstühle der Universitäten forschen.
Zuerst einmal darüber, was sie interessiert.
Das ist nicht verwerflich. Wir alle beschäftigen
uns am liebsten mit Themen, die uns interessieren.
So kam es, dass Mann
(bevor man ein Verhütungsmittel entdeckte,
dass Männer nutzen können)
ein Mittel fand, dass die Erektion erleichtert.
Offensichtlich war die Erektion wichtiger als das Bedürfnis, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern.
(Ein Mann hat auch die Pille erfunden.
Schon mal den Beipackzettel gelesen?)
So kam es zu vielen wirklich tollen Erfindungen.
Und nun aber frage ich mich:
Hätte eine Mutter einen Laubbläser erfunden?
Der mit gefühlten 130 Dezibel den Straßenrand sauber fegt?
Wir werden es nie erfahren. Es gibt ihn bereits.
Es gibt keinen Weg zurück.
Aber möglicherweise hätten Mütter andere
Prioritäten gesetzt – etwa die, dass, wenn das
Kleinkind nach einer durchkotzten Nacht endlich
eingeschlafen ist, er auf keinen Fall durch den
gemeindeeigenen Laubbläser wieder wach gepustet
werden sollte, weil das den familiären Frieden empfindlich stört.
(Worst-case-szenario:
Müdes Baby = genervte Mama = verständnisloser Papa.
Ich weiß, ich schlage ein wenig über die Stränge,
trotzdem, kann im Zweifelsfall heißen:
„Familiendrama mit drei Toten“.)
Arbeitet eine Mutter in der Motorenentwicklung
von Harley-Davidson?
Ich hätte beinahe mal eine Schlägerei mit
einem behämmerten Motorradfahrer angezettelt,
der durch unser Wohngebiet geknattert ist und meinen kilometerweit von mir im Schweiße meines vor Müdigkeit weinenden Angesichts mühevoll in den Schlaf getragenen, zahnenden Sohn wieder aufweckte. Der Motorradfahrer ist schneller gewesen als ich. Es hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet.
Wir brauchen nicht nur Kompetenz.
Wir brauchen Perspektiven, und davon so viele wie möglich.
(Verdammt, die letzten beiden Sätze waren gut.
Warum bin ich nicht in die Werbung gegangen?)