Zuerst sind es nur ein paar Meldungen.
Ursula von der Leyen in Toilette von Europaparlament bewusstlos aufgefunden.
Dieter Bohlen im Studio von DSDS zusammengebrochen.
Michael Douglas mit unbekannter Infektion auf Isolierstation in Luxusklinik in Hollywood.
Dann erkennt eine kleine Independent-Nachrichtenstation die wahren, furchteinflößenden Zusammenhänge. Doch glaubt ihr niemand.
In einer Sendung von Markus Lanz beginnt Friedrich Merz, aus dem Ohr zu bluten. Er wird auf der Stelle von Sanitätern betreut, die Sendung abgebrochen.
Während einer Bundestagssitzung schläft Peter Gauweiler am Pult ein und ist nicht mehr wach zu bekommen. Die Untersuchungen in der Berliner Charité dauern mehrere Tage, sie bleiben aber ergebnislos.
Über soziale Netzwerke werden ähnliche Ereignisse aus den Nachbarländern bekannt. Die Welt wird unruhig. Doch es geht mit gewaltigen Schritten voran.
Von jetzt auf gleich sind Kliniken weltweit voll mit millionenschweren Jungfußballern, die ihre Charity-Video-Drehs in Schwellenland-Waisenhäusern unter lebensbedrohlichen Atemnotattacken abbrechen mussten. Manch einer schafft es nicht. Die Sportwelt steht kopf.
Die Seuche rast um die Welt. Noch immer sind die Übertragungswege nicht bekannt. Nur einige soziologische Eckdaten können ausgemacht werden.
Das Virus bevorzugt vor allem Menschen in Führungspositionen mit einem Kontostand im mindestens neunstelligen Bereich und großem Einfluss.
Noch gefährdeter sind sie, wenn sie weiß sind.
Und mit Abstand am übelsten erwischt es Männer. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass ein zu hoher Kontostand absolute Lebensgefahr bedeutet.
Doch zu spät.
Bezos 15-köpfiges Ärzteteam kämpft in einer seiner Villen mit privaten Beatmungsgeräten und frisch entwickelten Medikamenten um das Leben des reichsten Mannes der Welt.
Trump geht es nach einem schweren Anfall beim Pressebriefing zunächst ein wenig besser. Er spielt am Wochenende ausgerüstet mit einer mobilen Lunge und am Antibiotikatropf ein bisschen Golf, muss aber beim 3. Loch abbrechen und liegt jetzt neben Jared, Melania und Ivanka auf der eilends in Mar-a-Lago eingerichteten Intensivstation.
Aus den Lofts der Manhattener Skyscraper werden Särge getragen. Die Anwesen der Medienmogule und OskarschauspielerInnen in Hollywood sind leergefegt, buchstäblich, nur noch ein paar Gärtner und Kindermädchen, allesamt mit Migrationshintergrund, reinigen Haus und Garten, bevor sie die Türen und Tore von außen für immer verschließen – niemand mehr will in diese Tempel des Reichtums einziehen aus Angst vor dem Virus.
Hersteller von Luxuslimousinen und -yachten machen pleite und setzen einst sehr schlecht bezahlte Arbeitskräfte frei – bei vollem Lohn- und Gehaltsbezug!
Die Seuche der Reichen rast um den Globus. Der Friedhof von Dubai ist rasch überfüllt. Die Sammelplätze mit verlassenen Luxuslimousinen, die sich dort in den letzten Jahrzehnten gebildet haben, werden geräumt. Maibachs, Rolls Royces, Königseggs werden verschrottet und die Bereiche für neue Gräber freigegeben. Obwohl man den Burj Kalifa komplett zu einer Stätte des ruhenden Friedens erklärt hat, ziehen hunderttausende ehemaliger ägyptischer und jemenitischer Sklavinnen mit ihren illegitimen Kindern dort ein (Die Kleinen haben in den Wasserspielen der Eingangshalle eine Mordsgaudi).
Wie verrückt verschenken Reiche ihr Hab und Gut, doch - es wird immer schwieriger, Abnehmer zu finden. Mancher bricht mit Händen voller Geldbündel unter Brücken tot zusammen, gestorben auf der Suche nach einem letzten Obdachlosen, dem er noch helfen kann. Aber es ist zu spät. Das Geldvirus hat ihn erbarmungslos dahingerafft.
In Deutschland beeilen sich die Erben der Quandts, Schwarz', Plattners, Thieles, Hopps, Droeges, Kühnes und Albrechts, Geld in wohltätige Zwecke zu investieren, um Gevatter Tods Sense zu entgehen:
Schulen und Kindergärten für Benachteiligte, Krankenhäuser und Pflegeheime schießen wie Pilze aus dem Boden, ein Gebäude schöner und cleverer konstruiert als das nächste, mit sehr viel exzellent bezahltem Personal.
Geburtshäuser gibt es an jeder Straßenecke.
Schwangere können sich vor Bitten um ihre Kontoverbindung kaum retten – jeder möchte ihnen gerne etwas überweisen und viele stellen sich gar als Finanzpaten zur Verfügung, um für die bestmögliche Zukunft des Kindes zu sorgen.
Betreute Spielplätze in einstigen sozialen Brennpunkten tupfen die Stadtpläne wie Marienkäferchen. S-Bahnhöfe in Problemvierteln gleichen Wellnesstempeln. Wohltätige Fahrdienste konkurrieren um Rollstuhlfahrer, die die zahlreichen willigen Chauffeure in Tanzkarten notieren, damit jeder mal drankommt und sie kostenlos zum Physiotherapeuten fahren kann. Oder zur Pferdetherapie. Oder zur Delphintherapie. Oder zur Grönlandwaltherapie.
Auf solarbetriebenen Megaflößen kann man jetzt kostenlos um die Welt reisen. Die Vorstände der hundert einflussreichsten DAX-Unternehmen haben gemeinsam eine Stiftung gegründet. Diese Stiftung hat verschiedene Forschungsprojekte zur effizienten Nutzung von Sonnenenergie erfolgreich abgeschlossen und stellt nun die Errungenschaften der Menschheit frei zur Verfügung.
In Los Angeles haben am Flughafenterminal für Superreiche Ratten, Waschbären und Kakerlaken sowie eine neue, dort endemische Schnabeltierart die Herrschaft übernommen. Seit Heidi Klum als eine der letzten in der großen Halle vor einigen Monaten mit Nasenbluten zusammengebrochen ist, traut sich niemand mehr hin.
Walton, Zuckerberg, Ortega, Onassis, Ellisson, Buffett, Arnault, Gates und Bezos sind als Familiennamen aus den Adressverzeichnissen spurlos verschwunden, ebenso alle Adelsattribute. Wer noch solch einen Namen trägt und das Glück hat, keine lebensbedrohlichen Erbansprüche zu haben, rennt im Morgengrauen mit hochgeschlagenem Mantelkragen aufs Standesamt, um einen neuen und unverfänglichen Phantasienamen eintragen zu lassen.
Einst gutbetuchte Schauspieler, die schnell genug waren bei der Förderung von Waisenhäusern oder dem Brunnenbau in Burkina Faso suchen Engagements in kleinen radikaldemokratischen Ensembles.
Robert Downey jr. und Scarlett Johannsen hoffen noch Teilnehmer für ihre Improtheatergruppe, gerne ehemalige Kindersoldaten, um mit ihnen ein Stück einer Navajo-Schamanin einzustudieren. Aber mit ihrer Vergangenheit haben sie es natürlich schwer.
No-name-people sind total in, je unbekannter und exotischer der Name, desto besser.
Besonders zu kämpfen hat Ellen de Generes. Die Sache mit dem vierlagig-platingeprägten Blattgold als Klopapier können die Menschen schlecht verzeihen. Verzweifelt beginnt sie, sich für Strafgefangene einzusetzen. Die werden an einem großen Gnadenhof mit angeschlossener Tierklinik eingesetzt, wo sie lernen, sich um alte und kranke Tiere zu kümmern. Je höher die Überlebensquote der Tiere, desto eher können sie auf Strafverkürzung und Wiedereingliederung hoffen. Die Wiedereingliederungsbehörde leitet ehrenamtlich Brett Kavanaugh.
Johnny Depp hat einen Shuttle-Service zu seiner Südsee-Insel für Opfer häuslicher Gewalt eingerichtet, die dort von speziell ausgebildeten Traumatherapeutinnen behandelt werden. Wenn sie genesen sind, stehen ihnen BeraterInnen zur Verfügung, die ihnen bei einer wichtigen Entscheidung helfen: welche der global aufs zahlreichste ins Leben gerufenen matrifokalen Projekte ihnen am ehesten zusagen würde.
Es ist total verrückt. Niemand versucht mehr, reich zu werden. Alle sind - einfach so! - nett zueinander. Man gibt sich gegenseitig freudig Zeug ab, um nur ja nicht zu reich zu werden.
Bezos hat es nicht geschafft. Obwohl er allen AmazonmitarbeiterInnen eine lebenslange Rente versprochen hat, auf seinem Sterbebett. Viele seiner Milliarden werden ins All geschossen, zusammen mit den ganzen überflüssigen Rücksendungen. Die Asche der hochinfektiösen Leichname der 200 einst Reichsten der Forbes-Liste sind auch in der Kapsel. Keiner wollte sie in der Nähe bestattet wissen.
Die Inspekteure der engmaschig überwachten Anlagen für radioaktive Abfälle lehnten mit großer öffentlicher Unterstützung die Einlagerung ab. Es war eine der gigantischsten Demonstrationen der Welt, übertragen von ehrenamtlich arbeitenden Fernsehsendern, die sich selbst verpflichtet haben, prozentual gleiche Anteile guter und schlechter Nachrichten zu senden.
In Babyklappen gibt man jetzt teure Handys, Schmuck und Armbanduhren ab. Kein Mensch kann glauben, dass es eine Zeit gab, in der Leute immer und überall alles Mögliche bestellen konnten und schlecht bezahlte Menschen es völlig übermüdet zur Haustür bringen mussten. Wozu? Fragen sich alle, lesen ihren Omas und Opas Geschichten vor und die Jugendlichen spielen mit den Kindern an großen Abenteuerwasserspielplätzen mit fest angestellten Schwimm-, Kletter-, Kunst- und Theaterpädagogen. Matschplätze für die Kleinsten sind soweit verbreitet wie früher Starbucks, Coca-Cola und McDonalds.
Weltweit stehen die Gebäude der Börsen lange leer. Bis eine Maori-Heilerin von Ort zu Ort reist und alle mit Salbeiräucherungen und komplizierten spirituellen Tänzen wieder begehbar macht.
Oprah ist in einen Zirkuswagen im Trailerpark gezogen und spendet Avocados an Menschen mit Morbus Crohn. Wenn Männer sich nicht gerade in Stadtparks treffen, um für den Frieden zu meditieren, unterstützen sie Frauen, die gerade geboren haben und stillen. Wettrennen gibt es nicht mehr. In einem Außenbezirk von Moskau rostet ein Berg halbautomatischer Waffen leise vor sich hin.